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Blended Learning – Lösungsansatz in Zeiten von Corona?

Die Pandemie hat bei den meisten Menschen nicht nur das alltägliche Leben von Grund auf verändert, sondern auch das Lernen, Lehren und Arbeiten. Plötzlich mussten neue Wege und Strategien gefunden werden, die ohne physische Präsenz auskommen, trotzdem vergleichsweise gut funktionieren und weiterhin einen Austausch untereinander fördern. 

In diesem Blogbeitrag erläutere ich Ihnen, was ein „Blended Learning“ ist, wie es ablaufen kann und welche Vorteile die Lernenden mit dieser modernen Form betrieblicher Weiterbildung erzielen können.

Definition: Unter Blended Learning sind Lernformen zusammengefasst, die den klassischen Präsenzunterricht, (Vorlesung, Workshops oder Seminare) systematisch mit digitalen Lernformen verbinden.

Ein Blended Learning kombiniert die Vorteile des analogen Lernens in der Gruppe mit den Vorteilen des digitalen Lernens auf der Internet-Lernplattform: 

Kick-off-Videomeeting: In der BERATUNGSPRAXIS KRUG erfolgt beispielsweise zu Beginn jedes Blended Learning ein einführendes Videomeeting, in welchem die Teilnehmenden über den Ablauf und die Inhalte des Programms und über die Funktionsweise der Lernplattform (z.B. blink.it) informiert werden. Anhand der Teilnehmenden-Erwartungen wird ein erstes Kennenlernen im virtuellen Raum gefördert.

Moderierte Workshops: In den darauffolgenden interaktiven Online- oder Präsenzworkshops werden die verschiedenen Themen und Inhalte durch den Moderator vermittelt, wobei besonders viel Wert auf eine abwechslungsreiche Mischung aus Informationsvermittlung, (inter)aktiven Übungen und Austausch im Plenum gelegt wird. Zudem werden aufkommende Fragen direkt geklärt und der Moderator motiviert die Teilnehmer:innen, Lernhindernisse zu überwinden. Alle gemeinsam profitieren vom sozialen Lernen in der Gruppe. 

Selbstlernphasen: Zwischen den Sitzungen nutzen die Teilnehmenden die Lernplattform zum selbstständigen Lernen. Eine moderierte Chatfunktion stärkt auch im digitalen Raum (Lernplattform) den sozialen Zusammenhalt und das Teamerlebnis. 

Das Lernen auf der Lernplattform hat den Vorteil, dass es jeder Zeit und auf jedem beliebigen mobilen Endgerät umgesetzt werden kann. Außerdem macht digitales Lernen Spaß, weil Sie auf einer Lernplattform einen bunten Methoden- und Medienmix für Ihren Lernerfolg einsetzen können: Videos, Audios bzw. Podcasts, Wissensabfragen im Quiz, Umfragen stellen nur einen Auszug der verfügbaren Lernmodi dar. Ein solches Lernen wird den unterschiedlichen Lerntypen gerecht und es vermittelt dabei kleine und größere Erfolgserlebnisse. 

Transferphase: Sie bildet den Abschluss eines Blended Learning und sorgt dafür, dass die vermittelten Inhalte auch dort ankommen, wo sie im Dienste des Selbstmanagements wirklich gebraucht werden: am Arbeitsplatz, zu Hause, im Verein und anderen Lebenswelten. Eine Transferphase vermittelt in kleinen Portionen durch zum Beispiel „Übungen der Woche“, „Lerntagebücher“, „best practise Übungen“, „E-Mail-Reminder“ Lernimpulse für den Lebensalltag.

Probleme der betrieblichen Weiterbildung – Lösungen im „Blended Learning“


Vorteile von „Blended Learnings“ – ein Erfahrungsbericht

Besonders praktisch finde ich die zeitliche und räumliche Flexibilität. Sicherlich haben Sie auch mal Tage, an denen Sie sich nicht sonderlich danach fühlen, besonders früh aufzustehen und sich lange in die Bahn oder ins Auto zu setzen, um zu einem Termin zu gelangen. Blended Learning ermöglicht es, dass Sie sich jederzeit bequem von zuhause oder von jedem beliebigen anderen Ort aus mit Kolleg:innen, Kommiliton:innen, Freund:innen etc. treffen und besprechen können oder sich mithilfe einer Lernplattform Inhalte aneignen können. Zudem können Sie hierbei aufgrund des Wegfalls der Fahrt- und evtl. sogar Unterkunfts- und Verpflegungskosten einiges an Geld sparen

Ein weiterer Vorteil besteht meiner Erfahrung nach darin, dass Blended Learning ein personalisiertes Lernen ermöglicht, das auf die eigene Lerngeschwindigkeit, die Interessensgebiete, den aktuellen Lernstand und die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann. Jeder kann dabei selbst entscheiden, wann er was lernen oder bearbeiten will und wann Pausen eingelegt werden. Hierbei ist ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Zeitmanagement gefragt (es wird durch Blended Learning gefordert und gefördert), wobei ein gewisser zeitlicher Rahmen meist durch die Moderator:innen (oder Lehrer:innen, Dozent:innen etc.) vorgegeben und in den begleitenden Veranstaltungen kommuniziert wird. Praktisch finde ich auch, dass die Lerninhalte leicht aktualisiert und auf die jeweilige Zielgruppe und den Bedarf angepasst werden können. 

Besonders hilfreich finde ich, dass sich die modernen Lernplattformen meist durch eine einfache und intuitive Nutzung auszeichnen, für die man über keine besonderen technischen Kenntnisse verfügen muss. Hierdurch benötigen die meisten Nutzer:innen nur wenig Zeit zum Einarbeiten in die Lernplattformen und können direkt loslegen, ohne aufgrund von großen technischen Hürden und Unverständlichkeiten aufgehalten zu werden oder frustriert zu sein. Im Allgemeinen ist von Vorteil, dass ein Großteil der Menschen in einem Zeitalter der Digitalisierung bereits vertraut sind mit digitalen Kommunikations-, Lern- und Unterhaltungsmitteln, welche sich in Aufbau und Funktion oftmals ähneln.


Vielleicht können Sie jetzt noch besser nachvollziehen, welchen Mehrwert Blended Learning mit sich bringt, weshalb es so gerne in der BERATUNGSPRAXIS KRUG eingesetzt wird und wieso es aus der Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken ist.

Nein? – Dann suchen Sie doch einfach den Dialog mit der BERATUNGSPRAXIS KRUG.

https://www.beratungspraxis-krug.de/kontakt/kontaktformular.html

Auf eine blende(n)d(e) Zukunft!

Lorena Bürkle für die BERATUNGSPRAXIS KRUG

Männer in der Krise? – Wenn Rollenkonflikte zur Zerreißprobe werden

Was beschreibt den modernen, deutschen Mann des 21. Jahrhunderts? Welche Rollenerwartungen werden an ihn gestellt? Kann er all diesen Erwartungen gerecht werden oder befindet er sich zunehmend in Rollenkonflikten, die seine Gesundheit strapazieren?

In diesem BLOG-Beitrag fasse ich einige Kerngedanken zum Geschlechterverhältnis aus dem lesenswerten Buch von Dagmar Kumbier (2015) „Sie sagt, er sagt: Kommunikationspsychologie für Partnerschaft, Familie und Beruf“ zusammen. Auf Grundlage der Kommunikationspsychologie und Geschlechterforschung werden die einleitenden Fragen kurz beantwortet und dadurch das getrübte Selbstverständnis des Mannes in einigen Bezügen erhellt.

Die Rollenverteilung, der Mann als Familienernährer, seine Frau als Familienversorgerin, schreibt Kumbier, stellt eine noch recht junge Entwicklung dar, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg vom Bürgertum ins wohlhabende Volk „gewandert ist“ und dort zum Stolz des Mannes wurde, wenn er im Kreise der Bekannten offenbarte: Meine Frau braucht nicht arbeiten zu gehen!

„Dieses Bild ist ein Mythos, welcher den Lebensbedingungen früherer Generationen nur sehr begrenzt entspricht (…) weil der Vater erst mit Beginn der Industriealisierung begann, arbeiten zu gehen.“ (Kumbier, 2015, S. 196).

Die Emazipation hat das Rollenverständnis der Frauen seither deutlich gewandelt. Heute dürfen (und müssen) Frauen fast alles: Berufstätig sein, Kinder haben (oder eben nicht), junge Lebensgefährten wählen (vielleicht nur ein Trend?) und Sport treiben (auch Fußball).

Ihre Männer hinken in der Emanzipation deutlich hinterher; sie sind weitestgehend noch im alten Rollenverständnis verhaftet: Der moderne Mann soll – wie gehabt – als Familienernährer das Haupteinkommen einbringen, indem er sich im Beruf bewährt, Leistung zeigt und Konkurrenten auf dem Karriereweg zurück lässt.
Nur in kleinen Ansätzen, häufig getrieben von den Forderungen der auch berufstätigen Frau, hat sich der moderne Mann in den letzten 20 Jahren darum bemüht, den neuen Rollenerwartungen gerecht zu werden:
Er ist versucht, neben der Berufstätigkeit zugleich für Frau und Kinder da zu sein als ein emphatischer, kommunikativer und zuhörender Partner. Er übernimmt im Haushalt kleinere Aufgaben, versucht Familien- und Beziehungsarbeit zu leisten. Er soll zugleich fit sein und gesund, mit gestähltem Körper durch die Welt laufen.
Seinen Anspruch, als Familienernährer nach Feierabend „die Füße hochlegen zu können“, musste er längst aufgeben. Achtung und Ansehen der übrigen Familienmitglieder hat er in dem Maße eingebüßt, in dem die Frauen selbst zum Familieneinkommen beitragen.

Sicher: Frauen zerreißen sich zwischen ihrer (Teilzeit-)Arbeit und der Arbeit als Familienmanagerin. Sicher aber auch: Den Mann trifft dieser Stress in zunehmendem Maße selbst. Und „Er“  ist – betrachtet man die immer noch gültigen Erziehungsmuster für Jungen – auf seine innerfamiliären Rollen denkbar schlecht vorbereitet. Empathie oder das Schauen auf das Wohl der Gruppe passen nicht zu Jungs (und späteren Männern) deren Väter vom Fußballrand geschrien haben: „Nu geh mal ran. Sei nicht so’n Weichei!“

„Damit ergibt sich für Männer nach der Geburt ihrer Kinder ein Dilemma: Einerseits orientieren sie sich am Bild eines ’neuen‘, engagierten Vaters (…). Ebenso haben sie das Ideal einer partnerschaftlichen Beziehung vor Augen (…). Andererseits stehen sie nun (als Familienernährer: WK) im Beruf unter einem ganz anderen Druck.
Das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft daher nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer.“
(Kumbier, 2015, S.229)

Der Blick auf das innerpsychische Konfliktpotential der neuen Rollenanforderungen soll abschließend anhand der kommunikationspsychologischen Erkenntnisse zum „inneren Team“ geschärft werden.
Unter dem „inneren Team“ versteht der kommunikationspsychologische Ansatz von Prof. Friedemann Schulz von Thun (1998, Bd. 3, Miteinander reden) verschiedene Persönlichkeitsanteile, wie sie sich im Laufe von Erziehung und Sozialisation im Kindes- und Jugendalter entwickeln. Die Rede ist hier beispielsweise vom „Perfektionisten“ oder vom „Selbstzweifler“. Diese Anteile konkurrieren in unterschiedlichen Situationen miteinander; sie sind verschieden stark ausgebildet und damit unterschiedlich gut geeignet für die Erfüllung spezifischer Rollenanforderungen.
In der Weiterführung dieser Ideen macht Frau Kumbier, in ihrem oben mehrfach zitierten Buch darauf aufmerksam, dass Männer und Frauen auf unterschiedlichen Gebieten ihr „Heimspiel“ bzw. ihr „Auswärtsspiel“ austragen. Sie sind damit auf ihre neu hinzugewonnenen Rollen aus der Erziehung heraus unterschiedlich gut vorbereitet:

Sein „Heimspiel“ ist das berufliche Feld. Er ist erzogen, sich im Wettstreit kämpfend zu bewähren, Konkurrenz hinter sich zu lassen und Leistung zu zeigen.
Ihr „Heimspiel“ sind die (familiären) Beziehungen. Mädchen werden für angehalten, sich in die Bedürfnisse anderer einzufühlen, gut zuzuhören und das Eigene zu Gunsten der Gruppe (Familie) zurückzustellen.

So mag „Er“ perfekt vorbereitet sein auf die Anforderungen der Berufswelt und zu Hause Schwierigkeiten bekommen mit der „Mutterrolle“.Während „Sie“ geschickt ist im Managen familiärer Belange aber u.U. Probleme hat, sich in einer von Männern dominierten Berufswelt durchzusetzen.

Abbildung aus: Kumbier, Dagmar (2015): "Sie sagt, er sagt...", S. 65
„Das innere Team beim Mann“, aus: Kumbier, Dagmar (2015): „Sie sagt, er sagt…“, S. 65

Haben Frauen, dank ihrer emanzipatorischen Bemühungen und Erfolge, in den letzten 50 Jahren dazu gelernt, was es heißt, sich in der Berufswelt zu behaupten, so haben Männer in umgekehrter Weise einen erheblichen Nachholbedarf, wollen sie sich bewegen in ihren Rollen als „neue“ Väter und „neue“ Partner.

Die in den kommunikationsintensiven „neuen Rollen“ geforderten Fähigkeiten wenden Männer nicht nur unzureichend an in ihrer „Kommunikation nach außen“. Vielmehr fehlt es ihnen zugleich an Fähigkeiten in ihrer „Kommunikation nach innen“:
Es mangelt dem modernen Mann an Achtsamkeit für körperliche Prozesse, die anzeigen, ob er noch gesund oder schon krank sind. Männer sind bekannt als „Gesundheitsmuffel“, weil sie von Kindheit an beigebracht bekommen „Indianer kennen keinen Schmerz“.

Männer wollen stark sein und funktionieren:
Wenn sie hierbei zu wenig ermutigt werden, auf ihre Gesundheit zu achten, so stellt das ein riskantes Verhalten dar, das sich in den Ergebnissen der Männergesundheitsberichte u.a. in einer geringeren Lebenserwartung spiegelt (vgl.www.mann-und-gesundheit.com).

Mit diesem Beitrag zur Männergesundheit möchte ich dazu aufrufen, auch im betrieblichen Setting, da, wo sich MANN am häufigsten aufhält, Gesundheitsförderungsangebote zu schaffen, die den besonderen Bedürfnissen, Begabungen und Schwächen des „starken Geschlechts“ in ihrer Herangehensweise und inhaltlichen Gestaltung gerecht werden.

Wolfram Krug

 

Kommunikation: Wenn Kollegen schwierig werden

Kommunikation ist komplex. Das wissen wir spätestens seit den 80er Jahren, in denen Prof. Schulz von Thun das Sender-Empfänger-Problem neu aufgerollt hat. Seither gibt es vier Schnäbel, mit denen wir sprechen und es gibt vier Ohren, mit denen wir hören. Und nur ein Schnabel spricht über bzw. nur ein Ohr hört die Sache selbst. Oder anders formuliert: Der Anteil unserer Nachricht auf der Sachebene ist ungleich kleiner als der, der auf der „Beziehungsebene“ vermittelt wird.

Vor diesem Hintergrund dürfen Sie sich bitte nicht wundern, wenn Sie mit dem, was Sie dem Kollegen mitteilen wollen, zeitweilig völlig falsch verstanden werden. Die Sachebene bildet schließlich nur die Oberfläche des Gesagten ab. Die Dekodierung der Tiefenstruktur (Beziehungsaspekt, Selbstoffenbarungsaspekt und Appell des Gesagten) ist eine Angelegenheit, die nach Zeit und den richtigen Fragen an der richtigen Stelle verlangt. An beidem – Zeit und Fragen – mangelt es häufig in der Kommunikation am Arbeitsplatz. – Deshalb sind Missverständnisse keine Ausnahme, sondern die Regel.

Vier-Ohren-Modell

Wie kommt es, dass wir in vielen Fällen auch ohne Nachfragen richtig interpretieren, was mit dem Gesagten gewollt ist?

Kommunikation passiert nicht im zeitlosen Raum. Hier spielen Beziehungserfahrungen eine wichtige Rolle, weil sie als Boden der Interpretation des Gesagten gelten und Interpretationen nur in einem für den Gesprächspartner typischen Korridor zulassen. – So ist die Kodierung und Entkodierung von Informationen (=Sachinhalt der Aussage) abhängig von den Erfahrungen, die ich im Umgang mit der Person (oder ihr ähnlichen Personen) bereits gesammelt habe. Frei nach dem Motto: Bei diesem Menschen kann diese Aussage nur bedeuten, dass…

Auch spielen individuelle Lernerfahrungen für die Interpretation des Gesagten eine Rolle, weil es uns möglich ist, Situationen in Sekundenschnelle mit ähnlichen Situationen abzugleichen. Auch hierbei kommt es zu einer Einengung des Interpretationskorridors. Frei nach dem Motto: In dieser Situation kann eine solche Aussage nur bedeuten, dass…

Trotz dieser „Erfahrungsfilter“, behaupte ich, sind Fehlinterpretationen des Gesagten eher typisch als ausgeschlossen: Missverständnisse treten auf, wenn wir unsere Interpretationen nicht hin und wieder durch gezieltes Nachfragen einem Realitätstest unterziehen: „Habe ich Sie jetzt richtig verstanden? Sie meinen doch, dass…“

Wie kommt es, dass uns hin und wieder der Verdacht kommt, dass das Gesagte weniger der Information als vielmehr der Manipulation unserer Person gilt?

Kommunikation passiert zwischen Menschen, die sich durch ihre aktuelle Bedürfnislage voneinander unterscheiden. Kein Mensch ist frei von so genannten „impliziten Motiven“ (Begriff aus der kognitiven Verhaltenstherapie), jenen Bedürfnissen, die – oft unbewusst vorherrschend – eine Grundspannung im Leben ausmachen und deren Vernachlässigung oder Kränkung ausgleichende, manipulative Handlungsweisen nach sich ziehen. Wir alle manipulieren durch unser Sprechen (und Verhalten) unsere Mitmenschen, um eigene, aktuell frustrierte, d.h. in der Bedürfnishierarchie oben stehende Motive schnell zu befriedigen. Mancher Mensch ist sozial kompetent, besonders emphathisch und vielleicht deshalb in seinen Manipulationsversuchen erfolgreich; andere sind weniger erfolgreich und somit häufiger frustriert.

Je nach theoretischem Unterbau können eine gute Hand voll Grundmotive unterschieden werden. Nehmen wir die „impliziten Motive“ aus dem Kontext der Verhaltenstherapie, so werden unterschieden:

  1. Sicherheit, Kontrolle, Macht – Angst vor Kontrollverlust
  2. Bindungsbedürfnis – Angst vor Bindungsverlust
  3. Selbstwerterhöhung – Selbstwertschutz
  4. Lustgewinn – Unlustvermeidung

Zum Vergleich hier die Grundmotivationen (GM) aus der Existenzanalyse/Logotherapie nach Dr. A. Längle:

  1. GM: Suche nach Halt, Schutz und Raum im Leben – Ich bin, aber kann ich auf dieser Welt auch sein?
  2. GM: Suche nach (Wert-) Beziehungen – Ich bin, aber mag ich in dieser Welt auch sein?
  3. GM: Suche nach Anerkennung, Respekt der Person – Ich bin, aber finde ich in meinem So-Sein auch Anerkennung?
  4. GM: Suche nach Sinn – Ich bin, aber wozu lebe ich auf dieser Welt?

Kommunikationsbeispiel: „Ich habe selten ein so schlecht organisiertes, ja chaotisches Projekt erlebt!“, sagt der gerade neu eingestellte externe Berater zu einer erfahrenen (einen Kopf ihn überragenden!) internen Projektleiterin. Ihm mag es nicht nur um die Fakten gehen, wenn er, kaum orientiert über den bisherigen Projektverlauf, zunächst darauf dringt, seine Macht zu erweitern und seine Wichtigkeit als (teurer) externer Berater zu unterstreichen.

Erstes Fazit
Zusammenfassend lässt sich zunächst festhalten, dass das Sender-Empfänger-Problem mit seinen Verzerrungen, Tilgungen, Fehlattributierungen auf der „Beziehungsebene“ zusätzlich verursacht ist durch die Erfahrungen im Umgang mit dem Gesprächspartner (und ihr ähnlichen Personen) sowie durch die – gern unterschiedliche – Bedürfnislage („implizite Motive“, „Grundmotivationen“) der beiden Gesprächspartner.

Wie lässt sich eine so störanfällige Kommunikation eleganter gestalten? Was kann ich tun, um das Sender-Empfänger-Problem zu minimieren?

Die Anatomie gelingender Gesprächssituationen lässt sich in drei Teilabschnitten beschreiben:

  1. Zum Gesprächsbeginn geht es um ein „Einschätzen & Bewerten“ der persönlichen Ausgangssituation:
    • Ich prüfe ganz allgemein: Bin ich auf diese Anfrage vorbereitet? Sollte ich das Gespräch vertagen?
    • Wie interpretiere ich diese Anfrage? Welche Gefühle/Erinnerungen/Bewertungen weckt die Anfrage in mir? Ist meine Interpretation faktisch begründbar?

    Gesprächsbeginn

Zum Gesprächsbeginn geht es darum, auf der Eindrucksebene zu prüfen, welche Nachrichten auf der Sach-, Beziehungs-, Appell- und Selbstoffenbarungsebene bei mir ankommen und wie ich diese Nachrichten auffasse.

Ziel ist es, eine realistische und hilfreiche Interpretation des Gesagten zu wählen, die es mir erlaubt, meine Arbeitsfähigkeit zu erhalten.

2. Im Gesprächsverlauf geht es um ein „Konkretisieren & Klären“ der Anfrage(n)

  • Ich fasse das Gehörte zusammen (paraphrasieren) und erläutere meinen Standpunkt zur Anfrage.
  • Den gefundenen Standpunkt vertrete ich in Anbindung an mein Erleben (Wert- oder Bedürfnisbezug)

Gesprächsverlauf

Im Gesprächsverlauf geht es darum, auf der Ausdrucksebene die Standpunkte zu vertreten, die ich als wichtig erlebe, ohne dabei den Kontakt zum Gesprächspartner zu verlieren.

Ziel ist es, zentrale und an das eigene Werterleben gebundene Bedürfnisse zu benennen und glaubhaft zu vertreten.

3. Im Gesprächsabschluss geht es um ein „Aushandeln & Vereinbaren“ der Anfrage(n)

  • Ich handele mit dem Gesprächspartner eine beiderseitig tragfähige Lösung aus
  • Optional1: Ich suche mit dem Gesprächspartner nach erfahrbaren Erfolgskriterien, die Anzeichen dafür sein sollen, dass die Lösung gut umgesetzt wurde bzw. nachzubessern ist.
  • Optional 2: Ich fasse das Gesprächsergebnis in einer Notiz oder auch mündlich noch einmal zusammen, um das beiderseitige Verständnis zu sichern.

Gesprächsabschluss

Zum Gesprächsabschluss geht es darum, mit dem Mittel der Kompromissbildung Brücken zu schlagen zwischen den eigenen und den fremden Bedürfnissen des Gesprächspartners.

Ziel ist es, eine beiderseitig tragfähige Lösung auszuhandeln und ggfs. anhand von Erfolgskriterien deren Umsetzung nachzuhalten.

Wolfram Krug

 

 

Perfektionismus ist ein attraktives Laster

Wer nach Perfektion strebt ist zugleich zuverlässig, gewissenhaft und fleißig. Tugenden, die in unserer Leistungsgesellschaft nicht nur persönliche Anerkennung, sondern auch finanzielle Vergütung finden.
Schwierig wird es für Sie erst dann, wenn Sie Ihren Anspruch absolut setzen, ihn unhinterfragt und überall befolgen. Jetzt stecken Sie in der Perfektionismusfalle.
– Wie Sie den Weg heraus finden, beschreibe ich im folgenden Blogbeitrag.

Der Perfektionismus ist in Elternhaus und Schule gewachsen Eltern sind Sprachrohr und Spiegel gesellschaftlicher Normen und Werte. So ist es nicht verwunderlich, dass es in einer Leistungsgesellschaft zunehmend Eltern gibt, die Ihre wenigen „Wunschkinder“ durch mannigfaltige Förderung zu Spitzenleistungen erziehen möchten.
Der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, diagnostiziert den heutigen Eltern einen „…übersteigerten, ja als narzisstisch zu bezeichnenden Perfektionismus, der gekennzeichnet ist, durch Zwanghaftigkeit, latente Selbstzweifel, Dünnhäutigkeit der Eltern gegenüber kleinsten Versäumnissen. Vor allem aber durch überhöhte Erwartungen.“ (zitiert nach Ursula Nuber, in Psychologie heute, 01/2015, S.22)
In die gleiche Richtung zielt die Erziehung in unseren Schulen, wenn, so meine persönliche Erfahrung als Vater, Punkte abgezogen werden, wo die Handschrift über den Heftrand weist oder der Kästchenabstand zwischen den Zeilen nicht den Vorgaben des Lehrers entspricht.
Beim Kind entsteht im Laufe der Zeit der Eindruck, dass es als Person von Erwachsenen nur dort Anerkennung und Liebe zu erwarten hat, wo es Außergewöhnliches, Akkurates und Bewundernswertes leistet. So wird der Selbstwert an die Bedingung der Leistung geknüpft und es entsteht die existenzielle Angst, Liebe und Anerkennung entzogen zu bekommen, wenn die hohen Erwartungen des Umfelds nicht erfüllt werden können.
„Das Vorbild der Eltern und ihre Reaktionen auf Leistungen oder Versagen hat das kindliche Gehirn ungeprüft gesammelt und im ‚Eltern-Ich‘ abgespeichert.“, resümiert Ursula Nuber im oben zitierten Artikel (S. 21).
Die in der Kindheit entwickelte existenzielle Not als Person Liebe und Anerkennung entzogen zu bekommen, wenn die Leistung nicht stimmt, bleibt im Erwachsenenalter oft ungeprüft erhalten. Sie wirkt wie ein diffuses Gefühl, ein Antreiber, dessen Motiv im verborgenen scheint und der nur hin und wieder in quasi automatischen Gedanken als unerbittlicher Kritiker erkennbar wird.

Welche Bedürfnisse und welche Entwicklungschancen stehen hinter dem Selbstanspruch nach Perfektion?
Prof. Gert Kaluza beschreibt die Entwicklungschancen des Perfektionisten in einem Entwicklungsquadrat (vgl. ebds. in: „Gelassen und sich im Stress“, 2012, S.137):

Erläuterung der Grafik im Text: Hiernach geht es beim Perfektionisten um das Bedürfnis nach Anerkennung durch akkurate Leistungen und zugleich um die ängstliche Vermeidung von als „Nachlässigkeit und Schlamperei“ empfundener Fehlertoleranz. Die größten Entwicklungschancen sieht G. Kaluza in der Einübung der Fehlertoleranz, der Fähigkeit, vor sich selbst und anderen auch fehlbar sein zu können.
Jeder als Antreiber wirkende Selbstanspruch steht im Spannungsfeld komplementärer Tugenden und entwertender Übertreibungen. Die Auseinandersetzung mit den in Kindheit und Jugend erworbenen, überhöhten Selbstansprüchen muss dahin gehen, das Tugendhafte (hier: Genauigkeit, Gewissenhaftigkeit) zu erhalten und die entwertende Übertreibung (hier: Perfektionismus, Pedanterie) zu relativieren. – So betrachtet, ist der Selbstanspruch zur Perfektion nicht grundsätzlich schlecht. Er ist nur in seiner absoluten Formulierung als überall geltender Anspruch nicht immer hilfreich. Das führt uns zum nächsten Schritt:

Was können Sie tun, um Ihren Stressverstärker „Sei perfekt!“ in Eigenarbeit zu relativieren, um Lebensqualität zurück zu gewinnen?
Der psychologische Prozess der Relativierung eines Stressverstärkers zielt auf eine persönliche Stellungnahme des Erwachsenen gegenüber dem verinnerlichten, kritischen „Eltern-Ich“ ab.
Nach Ursula Nuber sind im Artikel „Schluss mit der Selbstkritik“ (Psychologie heute, 01/2015, S.24f) die folgenden Schritte zu gehen, um diese Stellungnahme aus dem „Erwachsenen-Ich“ heraus zu leisten:

  1. Den Richter erkennen und dadurch enttarnen:
    Sichtbar wird der innere Kritiker in Selbstgesprächen, Scham- und Schuldgefühlen oder körperlichen Beschwerden wie Migräne, Rücken- und Magenschmerzen etc.
    Dokumentieren Sie diese Situationen für mindestens 14 Tage schriftlich und beobachten Sie, welche Bewertungen der innere Kritiker in Leistungssituationen ausspricht.
  2. Den Richter hinterfragen
    Beginnen Sie damit, die dokumentierten oder innerlich wahrgenommenen Aussagen des inneren Kritikers auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen: Haben Sie wirklich versagt, weil Sie einen Teil der To-do-Liste nicht abgearbeitet haben? Oder haben Sie sich vielleicht in der Kürze der Zeit einfach zu viel vorgenommen? Und sind Sie deshalb gleich ein Versager? – Welche Bezeichnung wäre treffender?
  3. Sich gegen den Richter wehren
    Wenn es Ihnen gelungen ist, alternative, weniger Selbstwert gefährdende Bewertungen zu finden, so ist es an der Zeit, die Entwertungen Ihres inneren Kritikers auszubremsen. Rufen Sie innerlich „Stopp!“, wenn der Kritiker sich in unfairer Weise zu Wort meldet  und ergänzen Sie „Hör auf damit! Ich dulde es nicht länger, dass Du mir Wahrheiten an den Kopf wirfst, die mit meiner Realität nichts zu tun haben!“

Alles in allem geht es bei der Relativierung des Stressverstärkers „Sei perfekt!“ um eine aktive, bewusste Auseinandersetzung mit den Bewertungen, die sie als Kind, Jugendlicher, Adoleszent gesammelt und verinnerlicht haben.

Schema zur mentalen Realtivierung des Perfektionismus: Es geht darum, in einem Akt der Selbsterziehung, alternative Bewertungen für Ihre Leistungen zu finden, die es erlauben, Ihre persönliche Fehlertoleranz schrittweise zu erhöhen.

Erläuterung der Grafik im Text:

  1. Fragen Sie sich und notieren Sie zugleich: „Welche Gewinne ziehe ich aus dem Anspruch immer und überall eine perfekte Leistung abzugeben?“
  2. Notieren Sie danach: „In welchen Situationen möchte ich den Anspruch – zumindest in seiner Tugend ‚Gewissenhalftigkeit/Genauigkeit‘ – beibehalten?“
  3. Fragen Sie sich dann und notieren Sie wieder: „Welche persönlichen Kosten erlebe ich, wenn ich dem Perfektionsdrang immer und überall folge?“
  4. Notieren Sie danach: „In welchen Situationen möchte ich den Anspruch – zumindest in seiner entwertenden Übertreibung – zukünftig verwerfen?“

Alternative Bewertungen finden
Überlegen Sie im Anschluss noch einmal schriftlich für alle Situationen, in denen Sie zukünftig Ihrem Perfektionsstreben nicht mehr nachkommen wollen:

  • „Was möchte ich stattdessen denken? – Welcher Anspruch würde den Situationen gerechter, wäre hilfreicher oder realistischer?“

Übung macht den Meister
Dieser Grundsatz gilt im Besonderen für die Relativierung von über Jahren eingeübten Denkmustern. – Suchen Sie sich entsprechend Ihrer Entwicklungschance „Fehlertoleranz erhöhen“ Übungssituationen, in denen Sie beispielsweise eine Arbeit weniger akkurat abgeben, ein Versprechen nicht perfekt einhalten oder in einer E-Mail Rechtschreibfehler zulassen.

Vorsicht! Diese Übungen gelingen nur, wenn es Ihnen gelungen ist, im Vorfeld hilfreiche und realistische Gedanken zu formulieren, die Sie Ihrem inneren Kritiker erfolgreich entgegensetzen konnten. – Sollten Sie in Ihren selbst gewählten Übungen scheitern, so suchen Sie sich bitte professionelle Hilfe. Denn – und dieser Spruch stimmt für die  Arbeit am Selbstanspruch genauso: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“.

Wolfram Krug

Telefon-Coaching – mit maximaler Flexibilität zur Problemlösung

Sie stehen vor einem Problem, kommen alleine nicht weiter und wünschen sich eine kompetente Person an Ihrer Seite, die Ihnen hilft, neue Perspektiven zu entwickeln? Gleichzeitig haben Sie keine Lust, Ihre knappe Zeit für unnötig viele Wege in Anspruch zu nehmen?

Dann wäre Telefon-Coaching vielleicht genau das Richtige für Sie.

Was ist Coaching? Coaching ist eine 1:1-Begleitung, bei der Ihnen der Coach hilft, Lösungsansätze für ein konkretes Problem oder Anliegen zu entwickeln. Mögliche Themen wären z.B. Führung, Karriere, Konfliktlösung, Entscheidungen oder Work-Life-Balance. Es ist für Jedermann geeignet – egal, ob es sich um private oder berufliche Anlässe handelt. Das wichtigste „Handwerkszeug“ des Coaches sind ein aufmerksames Ohr und die richtigen Fragen. Dadurch werden Sie in die Lage versetzt, das Problem aus einer neuen Perspektive zu betrachten und selbst  Lösungsideen zu formen. Das Verständnis hinter dem Coaching ist, dass Sie selbst die Lösung für Ihr Problem in sich tragen. Der Coach hilft Ihnen, diesen Schatz zu bergen.

…und Telefon-Coaching? Telefon-Coaching ist eine neuere Form des Coachings. Dabei finden die Gespräche zwischen Ihnen und dem Coach hauptsächlich am Telefon statt. Je nach Bedarf können persönliche Coaching-Gespräche eingeplant werden. Zusätzlicher E-Mail-Support erlaubt einen einfachen und schnellen Austausch von Materialen, Übungen oder Berichten. Wie das „normale“ Coaching erstreckt sich das Telefon-Coaching in der Regel über mehrere Wochen und umfasst ungefähr ein Gespräch pro Woche ( je 1 Stunde).

Die Vorteile liegen auf der Hand. Coaching per Telefon bietet Ihnen die größtmögliche Flexibilität: Sie sparen sich den Weg zum Coach und können das Gespräch viel leichter in Ihren Alltag integrieren, denn Telefon-Coaching ist (fast) überall möglich! Das Gespräch per Telefon erleichtert manchen Menschen zudem die Konzentration auf die Gesprächsinhalte und schafft mehr Offenheit.

Was sagt die Forschung? In einer Studie (Berry et al., 2011) wurde die Wirksamkeit von Face-to-face-Coaching (also im persönlichen Gespräch) und Coaching über die Distanz (Telefon oder Internet) verglichen. Untersucht werden sollte, ob Distanz-Coaching genauso gut geeignet ist, eine gute Beziehung zwischem dem Coach und seinem Klienten (auch Coachee genannt) aufzubauen. Auch der Erfolg im Sinne einer Problemlösung interessierte die Forscher. Dazu wurden 102 praktizierende Coaches nach ihren Erfahrungen und Einschätzungen gefragt. Das Ergebnis: Distanz-Coaching schafft genauso gute Coach-Coachee-Beziehungen sowie Problemlösungen und steht daher seinem „großen Bruder“ in nichts nach.

Neugierig? Die Beratungspraxis Krug bietet Ihnen all die Flexibilität, die der heutige Berufsalltag fordert. Wir stimmen die Form des Coachings individuell mit Ihnen ab – ganz nach Ihren Wünschen und Möglichkeiten. Schauen Sie einfach auf unserer Homepage vorbei – wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 

Anna Schmidt für die Beratungspraxis Krug

 

Studie: Berry, R. M., Ashby, J. S., Gnilka, P. B. und Matheny, K. B. (2011). A comparison of face-to-face and distance coaching practices: Coaches‘ perceptions of the role of the working alliance in problem resolution. Consulting Psychology Journal: Practice and Research, 63(4), S. 243-253.