Ein vielzierter Satz bringt das Problem auf den Punkt: „Wenn IBM wüsste, was IBM weiß“. Es ist eines, mit der Zeit Wissen anzusammeln und dieses zu nutzen. Andererseits geht Wissen gelegentlich verloren, Erinnerungslücken und die Begrenztheit des eigenen Wissensreservoirs schaffen Räume des Nicht-Wissens, genauso wie die Wissensvorräte im Umfeld ungenutzt bleiben. Wissen ist also nicht das eigentliche Problem, sondern die zielgerichtete Nutzung, Pflege, Dokumentation oder (Ver-)Teilung darf nicht vernachlässigt werden. Dies gilt für Einzelpersonen wie für Unternehmen; beide müssen mit ihrem Wissen arbeiten. Um eine erste Bewertung der Wissensarbeit bzw. des Wissensmanagements vorzunehmen, empfiehlt sich ein kleiner Test: Was antworten Sie auf die Frage, welche Aktivitäten Sie in der letzten Woche für die Verbesserung Ihres Wissens unternommen haben?
Den meisten fällt ein, dass sie ihr Wissen erweitert haben. Was haben Sie unternommen, dass andere Wissensbestände nicht verloren gehen; wie haben Sie sich Zugänge zu anderen Wissensbeständen (auf Vorrat) beschafft oder Kollegen den Zgang zu Ihrem Wissen erleichtert? Gibt es eigentlich eine regelmäßige Bewertung des vorhandenen Wissens und kennen Sie Ihre Ziele, wohin Sie im Wissensfeld gelangen wollen bzw. wieviel Wissen Sie zu welchem Thema derzeit benötigen? Wann ist es eigentlich günstiger, Wissen hinzu zu kaufen, als Datenbank oder Experten, und welche Zielstrebigkeit legen Sie an den Tag, um vorhandenes Wissen weiter zu entwickeln und Nicht-Wissen in Angriff zu nehmen? Mit diesen Fragen wird deutlich, wie brisant das Thema „Wissen“ heute ist, wo wir diese Ressource in den meisten Geschäftsprozessen und Arbeitsalltagen als Produktivkraft ansehen. Wissen ist nicht nur Macht, Wissen schafft zunehmend den Profit.
Angesichts dieser Fragen muss der Aufgabenberg zur Bewältigung der Wissensarbeit ungeheuer groß sein. Der Blick in die Fachliteratur erschreckt zudem mit der Menge an wissenschaftlichen Arbeiten und einem nur kleinen Paket pragmatischer Anleitungen. Die grundlegenden Ansätze differenzieren aber als erstes in ein persönliches Wissensmanagement, welches Einzelpersonen unterstützt, und unternehmensweit aufgestelltes Wissensmanagement, dass an die wertschöpfenden Prozesse anknüpft. Letzteres unterteilt Wissen aus der Perspektive der Wissensproduktivität in
– Humankapital, das als Wissen der einzelnen Mitarbeiter personengebunden vorliegt,
– Beziehungskapital als das Wissensvermögen aus den vielfältigen Beziehungen des Unternehmens zu Kunden, Lieferanten, etc., und
– Strukturkapital, das quasi „geronnene Wissen“ in Regeln, Formularen und typisierten Prozessen, die strukturbildend wirken.
Das persönliche Wissensmanagement bezieht sich immer auf dieses „Intellektuelle Kapital“, fordert aber die und den Einzelnen heraus, für sich zu sorgen. Hier sind die Tools und Methoden greifbarer, denn sie liegen in der Nähe der arbeitsmethodischen Grundtechniken und betrachten vom selbst-bewussten Individiuum aus, wie es mit sich selbst und mit anderen umgeht. Zielemanagement, Meetingkultur, Fragetechniken oder internetgestützte Zusammenarbeit sind heute Voraussetzung und Königsdisziplinen zugleich.
Womit können Sie bei sich gleich heute beginnen? Informieren Sie sich über „Mikroartikel“ (Autor: H. Willke). Dazu finden Sie z.B. hier erläuterndes Material und sie können mit Zettel und Stift sofort loslegen, Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen zu dokumentieren bzw. zu bearbeiten. Viel Spaß!
Stephan Tanneberger für die Beratungspraxis Wolfram Krug