Wie treffe ich wichtige Entscheidungen?

Steht bei Ihnen bald eine wichtige Entscheidung an? Beispielsweise ein Autokauf, die Zusage zu einem Jobangebot, betriebliche Veränderungen, die Entscheidung für eine neue Wohnung oder eine neue Stadt? Das alles will gut überlegt sein.

Doch nicht immer fällt es uns leicht, gute Entscheidungen zu treffen. Der Grund: das erfordert Willenskraft. Doch unsere Willenskraft ist nicht unerschöpflich – mit jedem Gebrauch wird sie ein Stückchen kleiner. Dieses Phänomen der erschöpften Willenskraft nennt man in der Psychologie Ego-Depletion.

Das Fatale im Zusammenhang mit Entscheidungen und der Ego-Depletion ist, dass wir es uns möglichst einfach machen wollen, wenn wir nicht mehr über genügend Willenskraft verfügen. Wir entscheiden uns also für das Erstbeste, für das Offensichtlichste, für die Standardversion oder für das, was uns ein anderer rät. Vom Optimum ist das jedoch oft weit entfernt.

Vielleicht haben Sie an dieser Stelle einen berechtigten Einwand: „Treffen wir wirklich so oft Entscheidungen, dass der Speicher der Willenskraft derart schnell aufgebraucht ist? Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem ich eine wichtige Entscheidung treffen muss?“ Tatsächlich treffen wir mehr Entscheidungen als wir denken: Nehme ich Ketchup oder Senf zur Bratwurst? Wie verbringe ich meine Mittagspause? Gehe ich erst zum Chef oder führe ich zuerst das Telefonat mit dem Kunden?… Fakt ist aber auch, dass wir unsere Willenskraft für weitaus mehr Dinge benötigen als für Entscheidungen, nämlich immer dann, wenn wir unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen regulieren. Wenn wir unseren unmittelbaren Impulsen nicht (sofort) nachgehen, weil das mit anderen Zielen, Aufgaben oder Normen kollidiert. Beispielsweise wenn Sie auf den herrlich duftenden, lockeren und saftigen Schoko-Muffin im Café verzichten, weil Sie sich gerade vorgenommen haben, ein paar Kilos abzunehmen. Oder wenn Sie Ihr Kind nicht anschreien, weil Sie sich vorgenommen haben, ein gutes Vorbild zu sein und herausfordernde Situationen in der Erziehung auf andere Art und Weise anzugehen.

Die gute Nachricht ist, dass sich der Willenskraft-Speicher auf verschiedene Weise wieder füllen lässt. Wie das geht und was Sie sonst noch beachten könnnen, wenn Sie eine wichtige Entscheidung treffen, zeigen Ihnen folgende Ratschläge:

  1. Wählen Sie einen guten Zeitpunkt. Treffen Sie eine wichtige Entscheidung am besten dann, wenn Sie sich frisch und energiegeladen fühlen. Das ist ein gutes Zeichen für ausreichend vorhandene Willenskraft. Ein ungünstiger Zeitpunkt wäre zum Beispiel am Ende des Tages, wenn Sie sich schon häufiger am Riemen reißen mussten und ihre Willenskraft schon sehr beansprucht haben.
  2. Nehme Sie sich nicht zu viel auf einmal vor. Wenn Sie gerade eine Diät machen oder sich auf der Arbeit in einer anstrengenden Projektphase befinden, ist Ihre Willenskraft im höchsten Maße gefordert! Dann ist es ratsam, eins nach dem anderen anzugehen und die Entscheidung zu vertagen.
  3. Bitte lächeln! Verschiedene Experimente haben gezeigt, dass die Willenskraft langsamer aufgebraucht wird, wenn positive Gefühle erzeugt wurden. Was heißt das für Sie? Sorgen Sie dafür, dass der Spaß und die angenehmen Dinge in Ihrem Leben nicht zu kurz kommen – erst recht nicht vor wichtigen Entscheidungen. Treffen Sie sich mit Freunden, gehen ins Theater, ins Kino oder auf ein Konzert, spielen Sie ein Spiel – genießen Sie das Leben und sorgen Sie gut für sich – dann haben Sie auch genügend Kraftreserven für kommende Herausforderungen!
  4. Schlafen Sie gut. Während wir schlafen werden unsere Reserven ebenfalls wieder aufgefüllt. Gönnen Sie sich also einen ausreichend langen und ungestörten Schlaf. Auch ein kurzer Mittagsschlaf kann dafür sorgen, dass wir für anstehende Entscheidungen besser gerüstet sind.

 

Anna Schmidt für die Beratungspraxis Krug

 

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